Presse zu

Harburger Anzeigen und Nachrichten - 3. Mai 1995

Nichts zu verlieren

Dürrenmatts "Der Meteor" im Gemeindehaus Sinstorf

Die Gedanken zur Auferstehung weichen in diesem Drama von den christlichen Vorstellungen ab.

Von Peter Noßek

Sinstorf. Friedrich Dürrenmatt hat sich in seiner Komödie "Der Meteor" Gedanken über Tod und Auferstehung gemacht. Im Gegensatz zur christlichen Botschaft zeigt er, welche Ärgernisse ein Auferstandener, der ja nichts mehr zu verlieren hat, bereiten kann. Das Stück wurde jetzt in einer Inszenierung von Hartmut Fischer vor rund 80 Zuschauern im Gemeindehaus Sinstorf vom "Kattenberger Hoftheater" aufgeführt.

Der Schriftsteller und Nobelpreisträger Wolfgang Schwitter steht im Rampenlicht der Öffentlichkeit. Seine Existenz scheint nur noch dafür da zu sein, die Gazetten zu füllen und von der Kunst der Chirurgen zu zeugen. Selbst Schwitters Tod wird mediengerecht ausgeschlachtet. Der Verstorbene erwacht jedoch wieder zum Leben, um in der Dachkammer, in der er sich als Jung-Autor durchhungern mußte, sein ganz privates Ableben zu zelebrieren. Das gelingt aber nicht: Während alles um ihn herum stirbt oder in den Ruin stürzt, bleibt der Tote am Leben.

Den Darstellern des "Kattenberger Hoftheaters" gelingt es, das charmant-chaotische Flair der statirischen Komödie auf die Bühne zu bringen. Garant hierfür ist vor allen Dingen Wolfgang Sieja, der die zentrale Figur des lebenssüchtigen, schnoddrig-vitalen Literaten Schwitter verkörpert. Sieja schafft die Grundlage, auf der seine Hoftheater-Kollegen zur Höchstform auflaufen können. Herausragend agiert Sabine Schindler in der Rolle der Schwiegermutter Schwitters. Ihre Schauspielkunst ist einfach brillant.

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Dem Chirurgen Schlatter (Uwe Blunk, links), der wiederholt Schwitters (Wolfgang Sieja) Tod festgestellt hat, ist die hervorragende Verfassung seines ehemaligen Patienten ein Rätsel. Foto: pen

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