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Im Atelier des Kunstmalers Nyffenschwander, der
gerade ein Aktprotrait seiner Frau malt, erscheint ein höchst lebendiger Toter. Es ist der Dramatiker und Nobelpreisträger Wolfgang Schwitter, der kurz zuvor in
der Klinik gestorben, aber sogleich wieder auferstanden ist. Er will endgültig in dem schäbigen Raum sterben, in dem er vor vierzig Jahren seine Karriere begonnen hat.
Aber auch hier ist es nichts mit dem redlichen Exitus - Schwitter bleibt so rabiat am Leben wie er sterben will. Dagengen sterben diejenigen, die das Phänomen zu bestaunen kommen und keineswegs sterben wollen.
Wenn sie nicht sterben, werden sie in ihrer Existenz oder ihrer gesellschaftlichen Reputation vernichtet: Irgendwie erschlägt sie der "Meteor", der nicht vom
Himmel, sondern aus dem Totenbett gefallen ist alle.
Dürrenmatts eigener Kommentar zu seiner von teils billigen, teils brillianten Theatercoups lebenden und von
giftigem Witz geprägten Komödie, die nach ihrer Züricher Uraufführung auch von zahlreichen deutschen Bühnen gespielt wurde: "Die Auferstehung ist in meinem Stück als das genommen,
was sie eigentlich ist, als ein Skandalon, als eine anstössige Geschichte." Den Titel "Meteor" aber nennt er "symbolisch" für ein Werk, "das von der Kraft handelt, die ein Sterbender
entwickeln kann. (...) Das Bewußtsein des nahen Todes verleiht ihm eine ungeheure Kraft, eine Kraft der Zerstörung. Angesichts des Todes übersteigert sich sein Individualismus, jede
gesellschaftliche Bindung fällt dahin. Ich zeige, daß Nihilismus keine Lehre, sondern eine Haltung des Menschen ist. Der Meteor heißt das Stück. Ein Meteor wird bekanntlich, wenn er
in die Lufthülle der Erde eintritt, ungeheuer erhitzt, und er entwickelt einen phantastischen Glanz, ehe er erlöscht."
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