Presse zu

Harburger Anzeigen und Nachrichten - 18. Juni 1984

“Kattenberger Hoftheater”

Goldoni spielt mit

(ma). "Mehr Würde meine Damen, bitte!" tönt es energisch vom Hoffenster hinunter auf die Bühne. Es ist der Dichter Carlo Goldoni, seit 1793 wohnhaft in "Paradiso", der hier über die Aufführung seiner Komödie "Mirandolina" wacht.

In einer Inszenierung des "Kattenberger Hoftheaters" , einer Amateurgruppe, werden die affektierten Adeligen des  vorletzten Jahrhunderts lebendig. Zwei dieser kunterbunt aufgeputzten Edelleute machen der schönen Wirtin Mirandolina vergebens den Hof. Eigentlich sind wohl alle Männe hinter dieser schönen Frau her, selbst Diener und Domestiken. Nur einer ist ein Weiberfeind: der Cavalieri. Ihn gilt es eines besseren zu belehren. Andreas Prieß spielt diesen aufgewühlten Charakter mit sehr viel Energie.Katrin Aldag und Sabine Meyer als Komödiantinnen mühen sich redlich, mit ihrem Charme den Frauenverächter umzustimmen. Ernten sie nei ihm keinen Beifall, so doch beim Publikum auf dem Kattenberg.

Bevor Mirandolina sich letztlich zu einem vierten nichtadeligen Herrn entscheidet - ein etwas unbefriedigendes Ende in Goldonis Stück - wird in der Kattenberger Inszenierung noch so manches Glanzlicht geboten. Nicht im Original zu finden, aber ungemein passend und spritzig: der Verbrüderungsgesang der beiden ungeliebten Adeligen, immer zu Lachsalven anregend die Mimik des weißgeschminkten Marchese (Uwe Tesch).

Vermutlich wäre es ein schlichtes, nicht ganz zeitgemäßes Lustspiel geworden, wenn man einfach versucht hätte, es originalgetreu auf die Bühne zu bringen, eine Bühne übrigens, die sich unter freiem Himmel in einem Fleestedter Innenhof befindet. Eine Idee des Kattenberger Regisseurs Hendrik Brandt, die entscheident zur Atmosphäre der ganzen Aufführung beitrug. In den Umbaupausen gestelten vier Musiker und Sänger mit zeitgenössischer Musik das Programm. Die Zwischenbemerkungen des Carlo Goldoni (Hendrik Brandt), unterstrichen den neuen Charakter des alten Stückes, wenngleich sie manchmal in der Turbulenz des Bühnengeschehens untergingen.

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