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Keine Inszenierung für schwache Nerven
"Trommeln in der Nacht" in Sinstorf
Harburg.
Sie sabbern beim Trinken, spucken Zerkautes in der Gegend umher und bringen ihre Verdauungsvorgänge ungeniert zu Gehör. Wer der jüngsten Produktion des "Kattenberger Hoftheaters" beiwohnt, sollte nicht allzu zart besaitet sein. Auch bei Bertolt Brechts Frühwerk "Trommeln in der Nacht" geben die Darsteller einmal mehr alles und überschreiten die Grenze des guten Geschmacks, um den Zuschauern die Absicht des Schriftstellers deutlich zu machen. Das Drama feierte am Wochenende in der Inszenierung von Hartmut Fischer im ausverkauften Sinstorfer Gemeindehaus Premiere.
"Trommeln in der Nacht" war nicht nur das erste Stück Brechts, das im Theater aufgeführt wurde, er verließ auch erstmals
einen rein subjektiven Standpunkt und brachte den Blickwinkel gesellschaftlicher Auseinandersetzungen in sein Werk ein. Erzählt wird die Geschichte Andreas Kraglers (Carsten Diercks), der 1919 aus der Gefangenschaft
zurückkehrt und es mit heimischen Kriegsgewinnlern, der Verlobung seiner Freundin und dem Spartakusaufstand zu tun bekommt.
Den "Kattenbergern" gelingt es mit einer sehr wirksamen Inszenierung und einem sparsamen, aber kreativen Bühnenbild, das
Publikum in ihren Bann zu ziehen. Effektvoll und mit großem Einfühlungsvermögen führen sie ihren Zuschauern die Scheinheiligkeit des Bürgertums und die innere Zerrissenheit der jungen Republik nach dem ertsen
Weltkrieg vor Augen.
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